Mobile Commerce und Mobile Apps im Jahre 2015

Ein Interview zum Thema – April 2015

Wie würden Sie Mobile Commerce definieren?

Meine Definition wäre etwa die Folgende: Bezug von Waren und Dienstleistungen mittels mobiler Geräte unabhängig von aktuellem Standort und Uhrzeit (also ganz unabhängig von Ladenöffnungszeiten).

Mobile Commerce oder Mobile E-Commerce ist heute bereits in vielen Bereichen (z.B. Bahnverkehr) „Standard“ geworden bzw. das Kaufen von Dienstleistungen jetzt und ohne Wartezeit ist nicht mehr wegzudenken. Die Realität: „Mobile Commerce“ sollte deshalb auch für grössere Unternehmen heute kein Fremdbegriff mehr sein. Die neuen Verkaufschancen sind gewaltig, vor allem wenn es ums junge Publikum geht: Man möchte Dienstleistungen hier und jetzt in Anspruch nehmen. Also morgens zu Hause am Sonntag in der Badewanne ein Bahnticket für den Nachmittag kaufen können, ein XBOX oder Steam Spiel gleich Online via Handy oder Tablet erwerben und später auf die Konsole oder den Computer herunterladen können.

Einer der wichtigsten Aspekte heute ist und bleibt: Usability! Layout und Optik des Frontends („das Auge kauft mit“!) und natürlich nicht zu vergessen: die Verfügbarkeit und Stabilität der mobilen Commerce Lösung sind weiter entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Probleme mit denen man heute im E-Commerce immer noch konfrontiert ist, verstärken sich im Mobile Bereich umso mehr, da der Kunde noch viel ungeduldiger unterwegs ist. Beispiel: der Online Kauf von Konzerttickets – muss JETZT unterwegs im Bus oder Tram klappen.

Welches ist die geeignetste Variante für ein Unternehmen, welches noch keine mobile Lösung für ihre Website hat?

Spätestens seit Google‘s Mitteilung im Februar/März 2015, dass die „mobile Friendlyness“ von Sites und Online Shops ab April 2015 einen erheblichen Einfluss auf das Google Ranking haben wird, sollte man auf jeden Fall eine „Full Responsive“ Lösung von Anfang an anstreben.

Was können Sie über die Preisegestaltung der folgenden mobile Lösungen sagen: Wie teuer ist es von einer bestehenden Website eine zusätzliche mobile Website zu erstellen (mit und ohne Webshop)?

Sicherlich ist diese Frage nicht ohne Weiteres zu beantworten. Es spielen hier viele Faktoren eine Rolle: Ist die bestehende Website bereits „Teil-Responsive“ (hat man teilweise bereits auf gewisse Aspekte geachtet z.B. leichte Optimierungen des Inhaltsrasters für Mobiltelefone) oder wurden noch keinerlei Massnahmen getroffen. Auch spielt es eine grosse Rolle wie die Navigation ausgestaltet ist. Weniger optimal sind Websites mit einer tiefen Unternavigation. Optimaler sind Websites mit einem horizontalen „Dropdown“ Menü, welches umgerüstet werden kann. Grob kann man sagen, dass die Umbaukosten etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Realisierungskosten der alten Lösung betragen können.

Wie teuer ist es eine Website neu nach responsive Webdesign zu erstellen (mit und ohne Webshop)?

Es macht sicher keinen Sinn konkrete Zahlen zu nennen ohne die exakten Anforderungen bzw. das Pflichtenheft zu kennen. Eine Neulancierung kann unter Umständen kostengünstiger ausfallen, je nach Art der Website (z.B. Online Reiseportal). Bei uns können einfache Full Responsive Sites bereits ab CHF 2‘500.— umgesetzt werden (sehr einfache Sites). KMU Business Kunden haben immer höhere Anforderungen. Durchschnittlich ist man daher schnell bei einem Betrag zwischen CHF 5‘000.- und ca. 10‘000.– wenn die Komplexität etwas höher ist. Grosskonzerne müssen mit einem Budet ab 15‘000.- bis oben offen rechnen. Full Responsive Online Shops beginnen etwas bei CHF 5000.–, durchschnittlich sind unsere Projekte im E-Commerce Bereich bei 10‘000 – 50‘000.– bzw. oben offen. Es gilt immer: Je komplexer, desto aufwendiger, desto teurer!

Wie teuer ist es eine mobile App zu erstellen (mit und ohne Webshop)?

Sehr einfache Apps ohne Serverzugriff kommen mit einem Budget von rund CHF 5‘000.- aus, sobald es etwas komplexer wird (z.B. ein Backend für Verwaltung der Contents) benötigt wird, ist man rasch bei CHF 10‘000.-. Je nach Projektkomplexität dann schnell bei 25‘000.— und mehr.

Wie ist ihr Vorgehen bei einem Kunden, der eine neue mobile Strategie einschlagen möchte?

Es kommt darauf an, ob der Kunde bereits eine digitale Strategie erarbeitet hat. Bei den meisten ist das eigentlich der Fall und es geht vor allem um die Umsetzung aus einem bereits vorhandenen Grobkonzept heraus.

Wie lange dauert durchschnittlich eine mobile Umsetzung (von der Analyse über die Programmierung bis zur Aufschaltung) eines bestehenden Webshops?

Auch hier ist dies schwer aus dem Stehgreif generell zu beantworten ohne detaillierten Anforderungskatalog. Je komplexer der Shop, desto grösser wird der Projektaufwand ausfallen. Gemäss unserer Erfahrung können das 1-3 Monate sein.

Was ist das häufigste Problem bei der Erstellung der mobile Variante von bestehenden Websites/Webshops?

Häufigstes Problem sind nicht passende bestehende Contents. Das heisst, dass das Bildmaterial nicht die richtige Ausgangsgrösse besitzt, oder HTML Table Inhalte erstellt wurden, mit fixen Spaltenbreiten, die so nicht ohne Umbau Responsive werden können. Weiter spielt es natürlich auch eine Rolle was für ein System genutzt wird, also wie flexibel die Shopsoftware oder das CMS angepasst werden kann. Sehr häufig wurden unflexible und kaum verbreitete Shopsysteme eingesetzt, die den Umbau-Aufwand massiv erhöhen.

Wie sehen Sie die Zukunft der mobile Branche, gibt es neue Lösungen für die Zukunft oder welche Varianten von den bestehende Lösungen wird sich nach Ihrem Ermessen durchsetzen?

Die Zukunft hat bereits begonnen, wir sind bereits mitten drin. Die Veränderungen finden tagtäglich statt. Wenn neue Handys auf den Markt kommen mit grösseren Displays und mehr Leistungsstärke beeinflusst das jedes Mal auch immer den Mobile Commerce. Die Zukunft geht in Richtung: Noch elegantere, noch schönere und natürlich vor allem auch sehr einfach bedienbare Lösungen. Apple war hier sicher der wegweisende Konzern. Optik und Usability kamen damals mit dem IPhone. Inzwischen setzen auch alle anderen auf diese Schiene. Gerade kam das Samsung Galaxy S6 raus, alle schreien bereits danach. Das Mobiltelefon bietet eine gute Performance, was sich dann später wieder auf den Appmarkt auswirken wird. Je leistungsfähiger die mobilen Geräte sind, desto mehr ungeahnte Möglichkeiten bestehen. Ein möglicher neuer Trend ist mit der iWatch evtl schon wieder vorgegeben.

Was wird zur Zeit am meisten und am wenigsten von den drei Varianten mobile Websites, responsive Websites und mobile Apps nachgefragt?

Die Nachfrage nach mobilen Apps sinkt minim (ca. 30% weniger Anfragen durch KMU seit 2014), da Responsive Websites und Portale mit einem Schlag sehr viel abdecken. Zudem hat man nur eine Lösung zu warten und nicht 2 separate. Anders ist es bei Grosskonzernen: Da ist die Nachfrage gleich, etwas zunehmend.

Welche App-Variante (native, web oder hybride) würden Sie einem Vertreiber von Toner, Tinten und ähnlichen Büromaterialien empfehlen?

Aus kostengründen eine Web-Variante. Man kann den Vergleich mit Zalando machen: Lange Zeit gab es keine Zalando App. Man bestellte einfach via Zalando Website, konnte bequem navigieren und hatte beinahe „ein App Feeling.“ Inzwischen ist eine Zalando App verfügbar, da man mit einer Cross-Plattform App für iOS, Android und Windows Phone einfach noch mehr Kunden ansprechen kann und auch elegantere Produktkataloge aufbauen kann. Die Optik spielt hier sicher eine grosse Rolle. Bei einem Unternehmen für Toner & Büromaterial ist die Optik des Katalogs und der Produkte weniger im Vordergrund. So gesehen sind die Kosten nicht gerechtfertigt. Ausserdem sind die Kosten für Updates und laufende Wartung bei einer native App doch vergleichsweise hoch.

Ab wann empfehlen Sie einem Unternehmen eine mobile Lösung einzuführen?

Ab dem Zeitpunkt wo klar ist, dass die Endkunden mobil unterwegs sind und sich für die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens interessieren. Dies lässt sich ganz einfach anhand der Statistik (z.B. via Google Analytics, stat. Anteil der mobilen Geräte) ermitteln.

Welche Punkte sollte beachtet werden, bevor ein bestehender Webshop mobile gehen kann?

Usability, Usability und nochmals Usability! Das ist sicher einer der Fallstricke Nummer eins! Es braucht vor dem Going Live auf alle Fälle ausreichende Tests mit einer möglichst grossen Zahl an Personen, die der Zielgruppe entspricht. Das Feedback dieser Testgruppe sollte unbedingt in die Lösung einfliessen (bzw. ein nächstes Release).

Welche Merkmale sollten Ihrer Meinung nach bei der Umsetzung einer mobilen Lösung (bezüglich Content, Usability, Performance, Finance usw.) am höchsten gewichtet werden?

Die Frage hat sich eigentlich bereits beantwortet z.B. bei 11). Usability first! Alles andere ist absolut sekundär. Klar ist Content, Performance wichtig, aber niemand wird eine App ein zweites Mal nutzen, wenn er nicht beim ersten Mal gleich auf Anhieb verstanden hat wie sie funktioniert. Mobile Commerce User sind SEHR ungeduldig und wechselhaft!

Welche Punkte müssen bei der Entwicklung eines Mobile-Konzepts für ein Unternehmen beachtet werden?

Man sollte das Konzept möglichst kundenorientiert aufbauen, das heisst man sollte den Kunden unbedingt genau kennen. Mobile Commerce Kunden sind ungeduldig, meist jünger, wollen unterhalten werden, wollen selbstständig entscheiden können.

Ein 19jähriger Kunde wird eine ganz andere Anforderung an eine mobile Lösung haben als ein 50jähriger Kunde. Der ältere Kunde wird sich freuen, wenn er sein SBB Ticket online lösen kann während der Jugendliche sich fragt: Warum kann ich mein Monatsabo für den nächsten Monat nicht bereits online bestellen? Je jünger der Endkunde ist, desto mehr erwartet er. Bei der Postfinance hat sich ergeben, dass der Abruf des aktuellen Kontostands das erste Bedürfnis der Kunden war. Jugendliche hatten eher das Bedürfnis, dass sie Konsolen Guthaben (Nintendo, Xbox etc.) in elektronischen Gutscheinen oder Abos z.B. von Spotify erwerben konnten via Postfinance App. Grundsätzlich gelten die gleichen Voraussetzungen wie bei „normalen Online Shops“, ausser dass die genaue Ausrichtung auf die Bedürfnisse noch bedeutender ist. z.B. eine iOS App sollte also neben E-Commerce Aspekten möglichst noch weitere „Gadgets“ bieten, damit man die App regelmässig und nicht nur einmalig nutzt. Kundenbindung! Die App muss also hilfreich sein. Digitec/Galaxus: der Produktevergleich ist nirgendwo angenehmer.

Kaufen Kunden wirklich über ihr Smartphones und Tablets ein oder informieren sie sich nur? Ist die Verlagerung vom Desktop-PC auf mobile Geräte nur ein Hype oder wie schätzen Sie die Lage ein?

Gekauft wird immer noch sehr wenig über mobile Geräte. Aber man informiert sich sehr stark vor, z.B. hat der digitec.ch und der galaxus.ch Shop solche Erfahrungen gemacht. Viele Interessenten nutzen den Shop primär unterwegs als Produktekatalog: Was gibt’s, wie teuer ists? Produkte werden verglichen und je besser die Usability und die User Experience war, desto eher wird bestellt. Die Bestellung erfolgt aber bevorzugt auf einem etwas grösseren Tablet (z.B. IPad Air) oder Desktop Computer von Zuhause. Die Kunden haben konkret Angst davor, dass beim Bestellvorgang etwas schief laufen könnte oder die Verbindung abbricht (z.B. beim Bestellen vom Zug aus). Spezifische Apps sind aber immer beliebter: z.B. bestellt man Nespresso Kapseln sehr viel schneller mit der Nespresso App als wenn man auf dem Desktop Computer den Vorgang tätigen muss. So kommen auch immer mehr Kunden auf den „Mobile Commerce“ Geschmack. Eine Bestellung per Rechnung ist aber in den meisten Fällen Voraussetzung oder man hat bereits früher im Online Shop bestellt und seine Zahlungsdaten hinterlegt (Grund: niemand gibt unterwegs im Tram oder Bus seine Kreditkartendaten ein!).

Bern, April 2015

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